Hollar Kapelle

H0llar Kapelle
  
Geschichtliches der Hollarkapelle.
 

Etwa 10 Minuten von Ockstadt entfernt in Nordwestlicher Richtung liegt auf einer Anhöhe eine Kapelle die in der ganzen Gegend als Hollarkapelle bekannt ist. Durch ihre überaus hervorragende Lage im Schatten herrlicher Linden, inmitten des Kirchberges bildet sie ein Kapellenidyll das seinesgleichen sucht. Wer von dem nahen Wiesengrund sie in ihrem Gesamteindruck auf sich wirken lässt, dem mutet sie an, als ob hier Uhland die Motive zu seinem Kapellenlied „Droben steht die Kapelle“ schöpfte. Als einziger Überrest des Dorfes Hollar erhält sie das Andenken dieses einst so blühenden Dorfes.

Immer mehr drohte ihm in den Jahren nach dem Kriege 1914/18 der Untergang. Das Gebälk des Dachstuhles war derart zermürbt, dass das ganze Gebäude zusammenzustürzen drohte. Dank der rastlosen Tätigkeit des Herrn Pfarrers Kissel und der Beihilfe der Ockstädter Ortseinwohner konnte im Jahre 1931 die Restaurierung durchgeführte werden. Durch diese Renovierung ist die Hollerkapelle und insbesondere ihre Geschichte mehr in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Leider ist über die Geschichte der Hollarkapelle nur sehr wenig urkundlich überliefert. Man nahm ursprünglich an, dass sie im Jahre 1722 vollständig neu aus den Resten der zerstörten Hollarer Pfarrkirche erbaut sei. An der Verschiedenheit der Mauern und der Bauweise des Ganzen kann man aber feststellen, dass das Chor älteren Ursprung ist. Offenbar blieb bei der Zerstörung Hollars im Jahre 1646 das Chor der Kircher erhalten, so dass es bei dem späteren Bau 1722 wiederverwendet wurde, demnach also der übrige Kapellenbau nur ein Anbau an das erhaltene Chor der Hollarer Pfarrkirche ist. Wer den Bau von 1722 ausgeführt hat, ist unbekannt. Man darf wohl annehmen daß die Hollarer Einwohner, die sich zum größten Teil nach der Zerstörung ihres Dorfes in Ockstadt ansiedelten, immer noch reges Interesse für ihre Heimat und insbesondere für ihre Kirche und den um dieselbe herumliegenden Friedhof derart mit Gesträuch überwuchert gewesen sei, daß er einer Bereinigung unterzogen wurde. Sicher haben die in Ockstadt ansässigen Hollarer diese Bereinigung ausgeführt. In Verehrung ihre dort begrabenen Toten, und ihrer Kirche, die einst ihr geistiger Mittelpunkt war, werden sie auch wohl bestrebt gewesen sein, das noch übriggebliebene Chor ihrer Kirche zu erhalten, indem sie mit einem Dach vesahen, so daß es nunmehr eine Art Friedhofskapelle darstellte, Diese Bauliche Änderung hat man wohl aus den Resten der alten Kirche ausgeführt. Die anderen Reste, insbesondere das Dach, hat man in Ockstadt zu baulichen Zwecken verwendet. Von Ockstadt aus wird man nun in der Folge durch Bittgänge, Prozessionen und dergleichen regste Beziehung zu dieser kleinen Kapelle unterhalten haben. Insbesondere wird auch die Ockstädter Wallfahrtsvereinigung, die alljährlich Wallfahrten nach Walldürn und Maria Sternbach unternahmen, gewesen sein , die diese Beziehungen gepflegt hat und die auch vielleicht den Gedanken aufkommen ließen, die kleine Hollarkapelle zu vergrößern, um auch in Ihrer unmittelbaren Nähe einen kleinen Wallfahrtsort zu haben. Diese Vermutung wird besonders dadurch gestärkt, dass man bestimmt nachweisen kann, dass die Ockstädter Walldürn- und Sternbachwallfahrer jedesmal ihre Wallfahrten dadurch abschlossen, indem sie ihre Fahnen zur Hollarkapelle brachten. Diese Fahnen hat man während der Restaurierung im Jahre 1931 im Gebälk des alten Dachstuhles der Kapelle aufgefunden. Sie trägt auf der einen Seite das Wallfahrtssymbol von Walldürn, auf der anderen Seite das von Maria Sternbach. noch Ende des vorigen Jahrhunderts hat diese Wallfahrtsvereinigung bestanden. Den Bestrebung und der tatkräftigen Mithilfe dieser Vereinigung könnte es wohl zu verdanken sein, dass die Hollarkapelle 1722 erweitert wurde. Ein sn der Kanzel angebrachtes von Franckenstein`sches Wappen läßt wohl darauf schließen, daß Baron von Franckenstein den Bau finanziell unterstützt hat. Der die Kapelle umgebende Friedhof ist mit der Zeit verschwunden. 1840 hat man noch Reste der alten Friedhofsmauer gefunden.

Bei dem Erweiterungsbau 1722 hat man sicher die Türpfosten, wenigstens die unteren Teile, aus dem kleinen ursprünglichen Kapellchen herausgenommen und dieselben in den Erweiterungsbau eingesetzt, das Türgestell aber durch einen neuen Bogen mit der Jahreszahl 1722 ergänzt. Die alten Pfostenteile haben frühgotisches Profil mit der Jahreszahl 1413. Man kann jetzigen Chores, schließen. Hollar war in früheren Jahren bzw. früheren überliefert ist. 1222 wird ein mächtiger Herr: „Rudolph von Hollar“ erwähnt, aber schon 1285 läßt sich die Existenz dieser Familie nicht mehr nachweisen. Kaiser Karl V. übertrug 1547 den von Franckensteiner (Ockstädter Schloßherren) durch Lehenbrief sämtliche Hoheitsrechte der Dörfer Ockstadt und Hollar.

Der östliche Teil der Gemarkung Hollar eignete sich besonders gut zu Weinbau, den die Hollarer auch mit Vorliebe betrieben. Der Hollarer Wein erfreute sich bei den Wetterauer Adeligen und Klöstern sehr guten Rufes. Besonders war es Kloster Arnsburg, das nach Besitz von Weinbergen daselbst strebte. Heute noch bezeichnet ein Flurname „Wingert“ das damalige Weinbaugebiet. Mit dem Aufblühender Stadt Friedberg begann der Untergang Hollars. Durch die städtischen Freiheiten und Privilegien angelockt, ließen sich die Hollarer, die meistens Leibeigene waren allmählich in Friedberg nieder, und vertauschten den beschwerlichen Feldbau mit dem minder mühsammen Handwerk. Kriegsnöte, Belagerung usw. ließen Hollar immer mehr verarmen. Die Schrecken des 30 jährigen Krieges vermochte es nicht zu überstehen. Ganz besonders war es das Jahr 1646, das Hollar den Untergang brachte. Der Hessen – Kasselsche Obrist St. Andre belagerte mit 2000 Mann die Stadt Friedberg, Seine Kanonen hatte er hinter Hollar stehen. Durch das Feuer der Friedberger Besatzung ging Hollar fast vollständig in Flammen auf. Später wurde die Gemarkung Jollar mit der Gemarkung Ockstadt vereinigt, da auch Hollarer Einwohner sich zumeist in Ockstadt angesiedelt hatten.

Ein sehr wertvolles Kunstwerk, eine Bildgruppe, die Beweinung Christi darstellend, ist der Gemeinde Ockstadt von Hollar überliefert worden. Sie wurde nach dem Kriege (1920) in die Ockstädter Pfarrkirche übergeführt , wo sie heute als Kriegerdenkmal eine Zierde der Ockstädter Kirche bildet. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war die Hollarkapelle von einem Einsiedler bewohnt. Reste eines Kamins beweisen, dass er über der Kapelle seine Zelle eingerichtet hatte.

J. Grimmel
 

Die knapp 300 Jahre alte Hollarkapelle ist aus Sicht des Vereins eines der denkwürdigsten Gebäude in Ockstadt, die zum örtlichen und öffentlichen Kulturgut gehört. Sie wird im Laufe eines Jahres immer wieder aktiv durch die Kirschblütenwanderung, katholische und evangelische Gottesdienste, Taufen oder Hochzeiten in das Gemeindeleben eingebunden. Der Förderverein möchte die Präsenz der Hollarkapelle in der Gemeinde jedoch weiter verstärken und sie durch kulturelle Veranstaltungen wieder mehr in den Fokus des Ockstädter Ortsgeschehens bringen. Sowohl durch die erzielten Erlöse dieser Veranstaltungen, als auch durch Spenden und Mitgliederbeiträge soll dieses Kleinod im Ockstädter Kirschenberg langfristig substantiell erhalten, sowie eine Ausgestaltung des Geländes geplant und umgesetzt werden. Dabei wird eine enge Zusammenarbeit mit den Gremien der Pfarrgemeinde und der Ockstädter Ortsvereine angestrebt, frei nach dem Motto der ARGE: Gemeinsam machen wir’s möglich!

Natürlich braucht der Förderverein die Unterstützung von Mitgliedern. Deswegen laden wir Sie herzlich ein, dem Förderverein beizutreten. Die Beitrittserklärung kann auf der Homepage www.hollar-kapellen-kultur.de heruntergeladen werden. Wir freuen uns über jedes neues Mitglied und ein aktives Vereinsleben im Sinne einer lebendigen Hollarkapelle!
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